Wo stand das Rodener Schloss?

 

Ein Plädoyer für den Standort in der Herrenstrasse

 

 

 

Über das „Rodener Schloss“ ist im Laufe der Zeit schon sehr viel ge- schrieben worden. Angefangen von der Schenkungsurkunde aus dem Jahre 995 durch Berta, der Witwe des Grafen Folkmar, bis zu den Fragen:

 

Schloss oder Herrensitz“ - „Gutshof oder Lehnhof“ ??

 

Viele offene Fragen, die sich um das Schloss ranken. Keine wurde bisher abschließend beantwortet. Neuerdings wird sogar der alte Standort in der Herrenstrasse in Frage gestellt und in die Schmiedestrasse, früher Wasser- gasse, verlegt.

 

Die Befürworter dieser These mögen es mir nachsehen, wenn ich hier für den alten Standort plädiere. Nicht nur, weil ich im sogenannten Schloss geboren bin möchte ich den alten Standort in der Herrenstrasse beibe-halten. Nein, vielmehr glaube ich, neben den bereits hinlänglich bekannten Argumenten ein paar neue Aspekte zur Standortfrage liefern zu können.

 

Auf dem eingestellten Foto, das einen kleinen Ausschnitt des Schlosshofes aus dem Jahre 1943 zeigt, stehe ich zwar im Vordergrund, die Aufmerk- samkeit des Betrachters möchte ich jedoch auf die im rechten Bildrand befindlichen Steinquader lenken. Nach den Erzählungen der Alten aus dem Schloss, zu nennen sind hier mein Großvater Friedrich Gombert, der alte Schreinermeister Johann Schuder, genannt „Schuder Schang“ sowie „Lochen Brieder“, dessen richtiger Name mir leider entfallen ist (ich erinnere mich nur, dass ihm ein Bein fehlte , das er im ersten Weltkrieg verloren hatte), soll es sich bei den Quadern um die Überreste des alten Schlossbrunnens handeln, dessen Umrisse auf der Aufnahme leider nicht zu sehen sind.

 

Bedauerlicherweise sind die Steinquader und die Reste des alten Schloss- brunnens mit der alten Hofraumbefestigung nach dem 2. Weltkrieg mit den Ruinen und den riesigen Schuttbergen im Schlosshof beseitigt worden. Im Zuge dieser Aufräum- und Abrissarbeiten hat man auch die historischen Gewölbekeller unter den Häusern 60 und 62 eingerissen und zugeschüttet, in denen ich als Kind noch gespielt habe und in denen die Schlossbe-wohner während der Bombenangriffe im 2. Weltkrieg Schutz suchten. Ähnliche Keller, über die in der Heimatgeschichte schon vielfach berichtet wurde, befinden sich noch heute unter den Häusern 64 und 66. Noch bis in die späten 1960iger Jahre konnte man an einer Steinformation im Hofraum die Umrisse des Schlossbrunnens erkennen. Auch hierüber wurde berich-tet. Das alles sind natürlich noch keine Beweise für die frühere Existenz des Rodener Schlosses an dieser Stelle. Dennoch:

 

So empfehle ich dem kritischen Leser einmal die Rolle eines unbefange-nen Beobachters einzunehmen und die Hofraumrandbebauung von der Straße aus zu betrachten. Er wird unschwer erkennen, dass die Anordnung der Gebäude zu einem offenen Karree in Südwestrichtung für ein herr-schaftliches Anwesen typisch sind. Dort, wo sich die rückwärtige Häuserzeile befindet, könnte durchaus das Haupthaus gestanden haben. Daran anschließend links und rechts die Gesindehäuser und die Stallungen. In der Hofmitte, quasi als Blickfang und Solitär, der Schlossbrunnen.Eine repräsentative Planung mit weitem Blick über die Saarauen zu den Höhenzügen des Gaues und des Limberges. Ein idealer Standort. Selbst der größte Skeptiker muss einräumen, dass hier einmal baulich etwas besonderes gestanden haben muss. Warum nicht das Rodener Schloss?

 

Ein weiteres Indiz für die frühere Existenz des Rodener Schlosses an dieser Stelle, könnte meines Erachtens auch der Dorfplan aus dem Jahre 1780 sein. Wie auf dem Plan deutlich zu sehen ist, gehörte zu dem Anwesen ein großer Landbesitz, die sogenannte „Rath“. Heute wird das Areal hinter den Häusern von der Eisenbahnlinie durchschnitten und es schließen sich – von dem Wort Rath – abgeleitet, die große und kleine Rathstrasse an. Mit Rath bezeichnet man im Mittelhochdeutschen im übrigen den Landbesitz für ein größeres Anwesen, das hier in der Herrenstrasse wohl zweifelsfrei gestanden hat.