Goldsuche im Ellbach in Roden

(von Walter Schmolensky)

 

Eine Kindheitserinnerung an unvergessliche Sommertage während der Schulferien in den Jahren 1947 oder 1948 Hansi (+Muth), Edgar (+Müller) Jürgen (Reinert) und ich, wir waren Nachbarkinder im Schloss in der Herrenstrasse. Die Alten aus dem Schloss, allen voran „Lochen Brieder“ und der alte Schreinermeister „Schuder Schang“ erzählten uns Kinder viele spannende Geschichten aus dem alten Roden. So auch die Geschichte über das Gold im Ellbach: „Im Flüsterton erzählten uns die beiden Alten damals, dass wieder einmal Gold im Ellbach gefunden worden sei. Der Fundort im Bachbett läge zwischen dem „wuschten Weg“ und der Mündung in die Saar genau dort, wo ihr Kinder immer spielt. Das Gold, das man dort gefunden habe, stamme aus dem Inneren des weit entfernten Hoxberges. Hier, im Quellbereich des Ellbaches, würde es seit ewigen Zeiten aus den felsigen Tiefen des Berges heraus gewaschen und sich auf seinem weiten Weg in die Saar vor der Einmündung im Bachbett ablagern. Mit ein wenig Glück könnten wir aber auch eine Flussmuschel mit einer herrlichen Perle finden. Dabei zeigten sie uns eine wunderschöne Perle, die der Urgroßvater von einem der beiden vor vielen, vielen Jahren im Bachbett in einer Muschel gefunden hatte“. Wir waren von den Erzählungen der beiden alten Männer über den geheimnisvollen Hoxberg, der für uns Kinder am anderen Ende der Welt lag und den Funden so fasziniert, dass uns das Goldfieber packte. Aus Goldgräber-Geschichten wussten wir, dass zum Goldwaschen mindestens ein Sieb, eine Goldwaschpfanne, eine Schaufel und ein Hammer gehörten. Für unsere Ausrüstung musste Mutters Küchensieb und als Goldwaschpfanne Opas Bettpfanne herhalten. So ausgerüstet machten wir uns auf die Goldsuche im Ellbach. Da wir fast täglich in den Saarwiesen spielten, kannten wir die Flachwasserzonen sowie die Untiefen im Ellbach sehr genau und wussten daher auch, wo sich die vermeintlich besten Fundstellen befanden. Knöcheltief standen wir im Wasser und siebten Sand und Steine in der Hoffnung, einen Nugget oder wenigstens etwas Goldflitter zu finden. Bei unserer spielerischen Arbeit förderten wir „Allerlei“ aus dem Bachbett: Asseln, kleine Gründlinge, Fliegenlarven und andere Bachbewohner. Dazwischen eine Vielzahl der verschiedensten Steine, die durch unterschiedliche mineralische Verbindungen häufig goldfarbene Streifen und Flecken aufwiesen. Solche Steine schlugen wir auf, weil wir darin eingeschlossenes Gold vermuteten. Manchmal fanden wir Einschlüsse bzw. Abdrücke von kleinen Käfern und Krebsen. Einige dieser Steine beinhalteten zu unserer großen Freude tatsächlich winzige Spuren Gold, sogenanntes „Katzengold“ (Pyrit), mancherorts nennt man es auch Narrengold, wie uns die Erwachsenen später erklärten. Dagegen waren die gefundenen Süßwassermuscheln allesamt leer. Vielleicht waren sie damals noch zu jung und zu klein, um eine Perle zu beinhalten. Wir beschlossen daher zu warten, bis die Muscheln größer waren, um in den nächsten großen Ferien erneut danach zu suchen. Inzwischen drängte auch ein wenig die Zeit, die Sommerferien neigten sich ihrem Ende zu und es warteten schließlich noch eine Menge anderer Abenteuer in den weiten Wiesen zwischen Ellbach, Saar und Vuhlsschpetz auf uns, die wir zu bestehen hatten. An alle Kinder in Roden!! „Auch wenn Hansi, Edgar und ich damals kein richtiges Gold und auch keine Muschel mit einer Perle fanden, heißt das noch lange nicht, dass auch ihr nichts finden werdet. Ganz im Gegenteil! Nach so vielen Jahren hat sich bestimmt wieder echtes Gold im Ellbach abgelagert und die Muscheln von damals sind inzwischen größer geworden und beinhalten heute sicher herrliche Perlen, die nur darauf warten, von euch gefunden zu werden. Vielleicht habt ihr mehr Glück als wir es damals hatten?“. Also, worauf wartet ihr, macht euch auf die Suche?! Anmerkung: „Lochen Brieder“, früher war es in vielen Familien in Roden üblich, dass zwei Brüder den gleichen Vornamen erhielten. Um Verwechselungen zu vermeiden, wurde einer von beiden „Brieder“ gerufen.

Der „wuschte Weg“ ist eine uralte Bezeichnung für den unteren Teil der Burrgass, der früher zur Saar führte. Die Bezeichnung war nur wenigen alten Rodenern bekannt. „wuscht“ vermutlich abgeleitet von, wüst, unheimlich! „Vuhlsschpetz“ (Vogelspitze) ist eine alte Flurbezeichnung für eindreieckiges Wiesenstück, das sich früher in den Saarwiesen im Bereich der eutigen Autobahnbrücke befand. Autobahnbrücke befand.